Ich sammele gerade ein paar Gedanken zu der Frage, wo in den letzten Jahren in unserer Gesellschaft eine Politik, die sich an erster Stelle um die Stärkung und den Erhalt der Freiheit ihrer Bürger kümmert, auf der Strecke geblieben ist. Ich tue dies, weil ich inhaltliche Vorschläge zusammen stelle für Fortsetzung der Strategiedebatte in unserem Verein (siehe Video unten).
Wir haben uns im Februar gegründet und mit einem Workshop Anfang Juni begonnen Themenpunkte zu sammeln, die wir (parteiunabhängig) bearbeiten wollen. So wichtig dieses Anliegen aber auch ist: Es ist nicht ganz einfach, von den verbrauchten Worthülsen der letzten Jahre los zu kommen. Das fängt m. E. schon beim Begriff „Liberalismus“ an. Der Begriff wurde überdehnt und mißbraucht. Auch wenn ich die urspüngliche Bedeutung noch rekonstruieren kann fällt es mir schwer zu sagen, ich möchte mich für „Liberalismus“ engagieren. Damit werde ich nämlich schnell bestimmten Kreisen zugeordnet, denen ich mich überhaupt nicht besonders verbunden fühle. Insofern ist meine Idealvorstellung für unsere Gesellschaft auch nicht mehr „Liberalismus“. Ich möchte auf den Begriff – zumindest vorübergehend – verzichten.
Ich wünsche mir – ganz einfach ausgedrückt – eine offene und freie Gesellschaft, deren unterschiedliche Gruppen untereinander zugänglich und nicht verschlossen sind. Eine Gesellschaft, die Beweglichkeit fördert und erhält und nicht in Starre (und Starrsinn) verfällt.
Wenn ich nun weiter darüber nachdenke, wie mein Ideal zu verwirklichen ist, wie an einer freien und offenene Gesellschaft gearbeitet werden kann, dann kommen mir zwei wesentliche Fragen in den Sinn:
Was kann der Einzelne dafür tun? Und was muß dazu gesellschaftlich vereinbart werden?
Den Einzelne sehe ich zuerst einmal in der Pflicht etwas aus sich selbst zu machen. Er darf sich nicht in die Ecke setzen und abwarten, bis er dort abgeholt wird. Er soll sich und seine Fähigkeiten entwickeln. Bildung ist da das Stichwort und das ist etwas mehr als nur die Beschulung, die uns heute staatlich angeboten wird. Zur Bildung gehört auch die Persönlichkeitsbildung, die Sozialkompetenz ausbildet und der Schlüssel ist für jede Form der Verantwortungsübernahme innerhalb der Gesellschaft.
Was die notwendigen gesellschaftlichen Vereinbarungen zur Stärkung und zum Erhalt einer freien und offenen Gesellschaft angeht, wäre es aus meiner Sicht sinnvoll, einmal die aktuellen Handlungsfelder für eine freiheitlich gesinnte Politik zu benennen. Wo ergeben sich heute besondere Chancen, wo stehen wir vor Risiken und Herausforderungen, wenn es um die Stärkung und den Erhalt der Freiheit geht? Da fallen mir als besonders aktuelle Felder mit hoher und dynamischer Veränderungstendenz z. B. die Globalisierung, die Digitalisierung, die Finanzwirtschaft, der demographische Wandel, die Entwicklung von Armut und Reichtum, die Bürgerrechte, die Energiewirtschaft – aber auch die Europapolitik (mit dem ständigen Gezerre um die Macht zwischen Brüssel und den Hauptstädten der EU-Migliedern) ein. Diese Themenbereiche sind natürlich nur Beispiele und nicht komplett aufgezählt. Was sie miteinander verbindet: In ihnen herrscht eine hoher Grad an Wandel und deshalb bieten sie neue Chancen und stellen uns vor neue Risiken, wenn es um unsere Freiheit geht.
Soweit zu meinen Gedanken zu einer freien und offenen Gesellschaft. Ach ja, ein Blick zurück in die Geschichte lohnt natürlich auch noch. Generationen von Menschen vor uns haben schon ihre Erfahrungen gemacht beim Ringen um die Freiheit. Von ihnen können wir lernen. Auch wenn es um den Umgang mit den Feinden der offenen Gesellschaft geht. Deshalb hatte ich als Überschrift für meine Gedankensammlung hier auch den Titel von Karl Poppers Werk zu diesem Thema ausgewählt.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie unser Engagement für eine offene Gesellschaft und gegen deren Feinde unterstützen.
Ihr Andreas Stein